
12. März 2025
Unternehmens -sanierung: Die 3 wichtigsten Erfolgsfaktoren für einen nachhaltigen Turnaround
Bevor die eigentlichen Erfolgsfaktoren einer Unternehmenssanierung im Detail betrachtet werden, gilt es, einen entscheidenden Aspekt klar hervorzuheben: Ohne die uneingeschränkte Unterstützung des höchsten Organs der Firma – sei es der Vorstand, die Geschäftsleitung, der Aufsichtsrat oder ein Gesellschafterkreis – sinkt die Wahrscheinlichkeit für einen gelungenen Turnaround dramatisch.
Warum ist das Buy-In des Top-Gremiums so entscheidend?
- Klare Entscheidungsgewalt
- Das oberste Organ eines Unternehmens trägt die Verantwortung für weitreichende strategische Beschlüsse. Ob die nötigen finanziellen Mittel freigegeben werden, ob Personal- und Strukturänderungen erfolgen oder ob über Kooperationen und Beteiligungen nachgedacht wird – all diese Fragen können nur mit Rückendeckung der obersten Instanz effektiv geregelt werden.
- Signalwirkung nach innen und aussen
- Wenn das Top-Gremium hinter einer Sanierung steht, schafft das Vertrauen in allen Stakeholdergruppen – von Mitarbeitenden über Kunden und Lieferanten bis hin zu Investoren. Fehlt diese Unterstützung, drohen Unsicherheit und Skepsis, was zu Reibungsverlusten und verzögerten Entscheidungen führt.
- Kulturwandel und Vorbildfunktion
- Gerade in einer Krise muss das höchste Organ Haltung zeigen und sich als treibende Kraft für Veränderung präsentieren. Nur wenn Führungskräfte und Entscheidungsträger wirklich überzeugt sind und dies auch sichtbar leben, kann ein Wandel in der Unternehmenskultur gelingen.
Praxis-Tipp
Im Vorfeld einer Sanierung ist es daher ratsam, sämtliche Mitglieder der obersten Führungsebene an einen Tisch zu holen und eine gemeinsame Entscheidung für den Rettungskurs zu treffen. Im Idealfall erarbeiten sie das Sanierungskonzept aktiv mit, sodass jeder Verantwortung übernimmt. Das schafft Identifikation mit dem geplanten Kurs und erleichtert die Kommunikation aller Massnahmen nach innen und aussen.
1. Gründliche Bestandsaufnahme und klare Strategie
1.1 Die Ausgangssituation realistisch einschätzen
Eine Unternehmenssanierung beginnt stets mit einer ehrlichen und umfassenden Ist-Analyse. Nur wer den aktuellen Zustand des Unternehmens, sämtliche Zahlen und Fakten sowie die Ursachen der Krise kennt, kann zielgerichtete Massnahmen ergreifen. In dieser Phase gilt es, weder beschönigende noch alarmistische Tendenzen zuzulassen. Vielmehr müssen sämtliche Informationen offen auf den Tisch gelegt werden – beispielsweise:
- Finanzielle Situation: Wie hoch ist der Liquiditätsbedarf? Welche kurzfristigen Verbindlichkeiten bestehen? Wie sind die Gewinn- und Verlustrechnungen der letzten Perioden einzuschätzen?
- Operative Leistung: Welche Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsbereiche sind profitabel, welche nicht? Wo existiert Optimierungsbedarf?
- Marktumfeld: Welche Entwicklungen beeinflussen die Branche? Gibt es neue Wettbewerber oder veränderte Kundenbedürfnisse?
Doch selbst mit einem ambitionierten Sanierungskonzept kann sich herausstellen, dass die wirtschaftliche Substanz zu stark geschädigt ist. In solchen Fällen erfordert es Mut und Verantwortungsbewusstsein, die Möglichkeit einer geordneten Abwicklung oder eines Insolvenzverfahrens ins Auge zu fassen und gegebenenfalls konsequent einzuleiten. Ein professioneller Berater spielt hier eine zentrale Rolle: Er kann mit fundiertem Fachwissen und neutraler Sichtweise helfen abzuschätzen, ob eine Weiterführung des Geschäfts realistisch ist oder ob ein Konkursantrag unvermeidlich wird.
Gerade die ehrliche Analyse vorhandener Schwachstellen macht es möglich, gezielt Optimierungspotenziale zu erkennen – und, falls nötig, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen.
1.2 Eine zukunftsorientierte Sanierungsstrategie erarbeiten
Nach der Ist-Analyse folgt die Entwicklung einer klaren, zukunftsgerichteten Strategie. Diese sollte auf nachvollziehbaren Prognosen und marktgerechten Annahmen basieren. Ein wirksamer Sanierungsplan sollte unter anderem folgende Punkte berücksichtigen:
- Kostensenkung und Ressourcenoptimierung
- Kurzfristig geht es oft darum, die Fixkosten zu senken und unprofitable Geschäftszweige zu hinterfragen. Effizienzmöglichkeiten in den Produktionsprozessen, Logistik-Optimierungen oder Anpassungen im Personalbereich können entscheidende Ansatzpunkte sein.
- Produkt- und Serviceportfolio
- Möglicherweise bedarf es einer Neuausrichtung, bei der sich das Unternehmen auf margenstarke oder vielversprechende Angebote konzentriert.
- Finanzierungsstrategie
- Bei vielen Sanierungen spielt die Kapitalbeschaffung eine wichtige Rolle. Dies kann eine Kombination aus Eigenkapitalerhöhung, Gesellschafterdarlehen, neuen Kreditlinien oder staatlichen Fördermitteln sein.
- Marktausrichtung
- Wo liegen künftige Wachstumsmärkte, welche Innovationen versprechen Erfolg, und wie können Vertriebskanäle erweitert werden, um neue Kundensegmente anzusprechen?
Eine erfolgreiche Strategie zeichnet sich durch klare Prioritäten, messbare Ziele und realistische Zeitpläne aus. Die besten Pläne bleiben jedoch wirkungslos, wenn sie nicht konsequent umgesetzt werden. Deshalb sollte von Anfang an ein professionelles Projektmanagement gestellt werden, welches die Fortschritte in kurzen Intervallen überprüft und bei Bedarf nachsteuert.
2. Effektives Krisenmanagement und Liquiditätssteuerung
2.1 Sofortmassnahmen in der Krise
Krisen stellen eine unmittelbare Bedrohung für die finanzielle Stabilität eines Unternehmens dar. Oft tickt die Uhr, da Gläubiger, Lieferanten und Mitarbeitende auf zeitnahe Antworten angewiesen sind. Ein professionelles Krisenmanagement fokussiert sich deshalb primär auf zwei Aspekte:
- Liquiditätssicherung
- Liquide Mittel sind in einer Krise überlebenswichtig. Um kurzfristig Engpässe zu vermeiden, können Massnahmen wie die Streckung von Verbindlichkeiten, Factoring von Forderungen oder das Beilegen von Rechtsstreitigkeiten helfen, dringend benötigte Liquidität freizusetzen.
- Vermeidung weiterer Verluste
- Zeitgleich sollten Verluste, wo immer möglich, eingedämmt werden. Dies kann bedeuten, unrentable Geschäftsbereiche sofort zu schliessen oder zeitlich begrenzte Kostenbegrenzungs-Massnahmen einzuleiten (z. B. Kurzarbeit).
In dieser kritischen Phase ist eine schnelle, transparente Kommunikation unabdingbar, um das Vertrauen aller Beteiligten zu erhalten. Werden finanzielle Engpässe oder Zahlungsschwierigkeiten verschwiegen, verschärft sich die Krise meist nur.
2.2 Langfristige Liquiditätsplanung und -steuerung
Sobald die akute Krise eingedämmt ist, braucht es ein fundiertes Konzept, um die Finanzströme nachhaltig zu stabilisieren. Dabei spielen neben klassischen Cashflow-Analysen auch die Einführung oder Optimierung eines professionellen Liquiditäts-Management-Systems eine grosse Rolle. Ein solcher Ansatz beinhaltet:
- Fortlaufende Cashflow-Prognosen
- Tägliche, wöchentliche oder monatliche Hochrechnungen sind Grundlage für fundierte Entscheidungen.
- Engpassfrüherkennung
- Warnsysteme – etwa über vordefinierte Kennzahlen – ermöglichen, drohende Liquiditätsengpässe zeitnah zu erkennen und gegenzusteuern.
- Professionelles Forderungsmanagement
- Offene Rechnungen zeitig einzutreiben und das Mahnwesen strukturiert zu führen, ist für viele Betriebe eine einfache, aber effektive Quelle zur Sicherung der Liquidität.
- Geordnete Finanzierungsstruktur
- Eine flexible Mischung aus Kreditlinien, Leasing, Beteiligungen und Eigenkapital stellt das Unternehmen auf mehrere stabile Säulen.
Gerade in der Sanierungsphase ist die Qualität des internen Controllings ausschlaggebend. Ein eingespieltes Team aus Buchhaltung, Controlling und gegebenenfalls externen Beratern kann helfen, mögliche Schieflagen rechtzeitig zu erkennen und zu beheben.
2.3 Risikomanagement: Weitblick statt Flickwerk
Nachhaltigkeit im Turnaround bedeutet nicht nur, bestehende Probleme zu lösen, sondern die Wahrscheinlichkeit künftiger Krisen zu minimieren. Daher ist ein präventives Risikomanagement essenziell. Dazu zählen unter anderem:
- Marktrisiken (z. B. konjunkturelle Schwankungen, Wettbewerbsdruck)
- Finanzielle Risiken (z. B. Zins- und Wechselkursschwankungen, Bonitätsrisiken)
- Operative Risiken (z. B. Produktionsausfälle, IT-Ausfälle, Lieferkettenprobleme)
- Reputationsrisiken (z. B. negative Medienberichte, PR-Krisen)
Ein effektives Krisenmanagement identifiziert diese Risiken frühzeitig und definiert Handlungsoptionen, etwa Notfallpläne, alternative Lieferanten oder Versicherungen. Dadurch steigt die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens gegenüber zukünftigen Turbulenzen beträchtlich.
3. Klare Kommunikation und aktive Einbindung aller Stakeholder
3.1 Die Rolle der Mitarbeitenden und Führungskräfte
Jede Sanierung steht und fällt mit den Menschen, die sie umsetzen. Wenn die Motivation der Belegschaft schwindet, büsst selbst der beste Sanierungsplan an Wirksamkeit ein. Umso wichtiger ist es, die Mitarbeitenden in den Prozess einzubinden:
- Transparente Kommunikation
- Ein offener Informationsfluss über die aktuelle Lage, die geplanten Massnahmen und die Fortschritte schafft Vertrauen. Unklare oder widersprüchliche Aussagen können schnell zu Gerüchten und Ängsten führen.
- Beteiligung an Veränderungsprozessen
- Werden Ideen und Anregungen aus der Belegschaft ernst genommen, steigt die Bereitschaft, neue Wege mitzugehen. Zudem verfügen langjährige Mitarbeitende oft über wertvolles Praxiswissen, das für Optimierungsprozesse unverzichtbar ist.
- Führungskompetenz
- Insbesondere das Management muss überzeugen – durch Fachwissen, Integrität und den Willen, Verantwortung zu tragen. Ein kooperativer Führungsstil, gepaart mit klaren Zielvorgaben und nachvollziehbaren Entscheidungen, ist in dieser Phase besonders gefragt.
3.2 Externe Stakeholder: Gläubiger, Lieferanten, Kunden
Neben den Mitarbeitenden gibt es in jeder Sanierung weitere wichtige Stakeholder-Gruppen:
- Gläubiger (z. B. Banken, Investoren, Gesellschafter)
- Sie müssen von der Tragfähigkeit des Sanierungskonzepts überzeugt sein, um ihre Finanzierungszusage zu geben oder zu verlängern. Eine sachliche und offene Darstellung der finanziellen Situation und des Sanierungsplans ist hier entscheidend.
- Lieferanten
- Die Lieferkette muss auch in Krisenzeiten funktionieren. Gerade Schlüssel-Lieferanten sollten frühzeitig informiert und in eine partnerschaftliche Lösungsfindung eingebunden werden, damit Vertragskonditionen notfalls angepasst werden können.
- Kunden
- Kunden erwarten Verlässlichkeit und Qualität. Daher ist es wichtig, ihnen zu signalisieren, dass das Unternehmen trotz Sanierung weiterhin leistungsfähig ist. Aktive Kommunikationsmassnahmen – etwa durch persönliche Gespräche, Newsletter oder Social Media – helfen, das Vertrauen zu erhalten.
3.3 Gemeinsame Ziele definieren und umsetzen
Ein nachhaltiger Turnaround gelingt nur, wenn alle Beteiligten ein gemeinsames Ziel vor Augen haben: die langfristige Sicherung des Unternehmens. Damit ein solcher Zusammenhalt entsteht, sollte die Sanierungsstrategie greifbar formuliert und regelmässig überprüft werden. Klare Etappenziele – etwa Kostensenkung um einen definierten Prozentsatz, Erschliessung neuer Absatzmärkte oder gesteigerte Kundenzufriedenheit – geben Orientierung und schaffen Erfolgserlebnisse.
Darüber hinaus ist es hilfreich, die Belegschaft durch Anreiz- und Bonussysteme an den erzielten Ergebnissen zu beteiligen. So wird das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv gefördert, und die Identifikation mit dem Unternehmen steigt.
Fazit: Drei Faktoren, eine Grundvoraussetzung – nachhaltiger Unternehmenserfolg
Bevor die drei grössten Erfolgsfaktoren überhaupt zum Tragen kommen, braucht es die uneingeschränkte Unterstützung des höchsten Organs im Unternehmen. Ohne dieses Buy-Ins sind alle nachfolgenden Schritte nur mit erheblichem Risiko verbunden.
- Gründliche Analyse und klare Strategie
- Ohne realistische Bewertung der Unternehmenslage und fundierte Planung droht die Gefahr, nur an Symptomen herumzudoktern. Erst wer die Ursachen der Krise erkennt und eine solide Sanierungsstrategie entwickelt, legt das Fundament für eine erfolgreiche Restrukturierung – oder trifft die Entscheidung, dass ein Konkurs unvermeidlich ist.
- Professionelles Krisenmanagement und konsequente Liquiditätssteuerung
- In einer finanziellen Schieflage entscheidet oft die schnelle Sicherung der Liquidität über das Überleben des Unternehmens. Langfristig braucht es jedoch ein solides Finanz- und Risikomanagement, das Engpässe rechtzeitig aufdeckt und stabilisiert.
- Transparente Kommunikation und Einbindung aller Stakeholder
- Das Vertrauen von Mitarbeitenden, Gläubigern, Lieferanten und Kunden ist ein zentraler Baustein jeder erfolgreichen Sanierung. Ein offener Dialog, gemeinschaftliche Ziele und die Beteiligung an Entscheidungsprozessen fördern Identifikation und Motivation.
Ein nachhaltig saniertes Unternehmen zeichnet sich durch wirtschaftliche Stabilität, hohe Flexibilität am Markt und eine engagierte, zukunftsorientierte Belegschaft aus. Ein solcher Turnaround verlangt zwar Mut, Entschlossenheit und ein strukturiertes Vorgehen, ist aber oft die beste Voraussetzung dafür, dass das Unternehmen aus der Krise gestärkt hervorgeht.
Abschliessende Tipps und Ausblick
- Rechtzeitig aktiv werden: Je eher Anzeichen für eine wirtschaftliche Schieflage erkannt werden, desto grösser sind die Handlungsspielräume.
- Externe Hilfe in Anspruch nehmen: Spezialisierte Berater oder Interimsmanager können wertvolle Unterstützung leisten und Fach-Know-how in den Sanierungsprozess einbringen.
- Change als Chance begreifen: Krisenzeiten sind anstrengend, bieten aber auch die Möglichkeit, eingefahrene Strukturen aufzubrechen und den Betrieb auf zukunftsweisende Füsse zu stellen.
Wer diese Grundsätze beachtet und eine positive Fehlerkultur im Unternehmen etabliert, legt den Grundstein für einen langfristigen und stabilen Turnaround. So kann ein Unternehmen nicht nur die aktuelle Krise meistern, sondern gestärkt in eine erfolgreiche Zukunft blicken.

Sascha Huber
Partner
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