11. September 2023
Vertiefung und Abschluss der Themenreihe Prozessoptmierung
Im dritten und letzten Teil der Prozessverbesserung werden wir uns mit den Methoden Lean und Six Sigma auseinandersetzen und damit die Brücke zu den fünf Prozessoptimierungsmethoden schlagen, welche im vorangegangenen Beitrag beleuchtet wurden.
Auf den ersten Blick mögen die Begriffe Lean, Six Sigma und Lean Six Sigma gleich oder zumindest austauschbar erscheinen – jedoch zielt jede der Methoden auf einen anderen Prozessbereich ab. Um sie richtig – oder sogar kombiniert – einsetzen zu können, ist ein Verständnis ihrer Unterschiede vonnöten.
- Lean
Ursprünglich aus dem Toyota-Produktionssystem hervorgegangen, konzentriert sich Lean auf die Maximierung des Outputs in Bezug auf den Kundennutzen und die Minimierung von Verschwendung. Das Hauptziel besteht darin, mit dem geringstmöglichen Ressourceneinsatz den grösstmöglichen Wert aus Kundensicht zu erbringen. Zu den Schlüsselkonzepten von Lean gehören die bereits bekannten Methoden Kaizen, PDCA, 5S sowie Kanban. Zusätzliche Elemente von Lean sind Value Stream Mapping, Just-in-Time und Takt, die eigenständig angewendet werden können, aber häufig in Kaizen, PDCA, 5S und Kanban integriert sind.
Bei Lean geht es im Wesentlichen um die Prozessgeschwindigkeit, den Fluss und die Reduzierung von Verschwendung in jedem Prozess entlang der Wertschöpfungskette und damit um die Einsparung von Ressourcen. Die Methoden eigenen sich oftmals sowohl für die K- als auch für die M-Welt der KMU.
- Six Sigma
Six Sigma wurde in den 1980er Jahren von Motorola entwickelt und zielt auf die Verbesserung der Prozessqualität durch die Identifizierung und Beseitigung von Fehlerursachen und die Minimierung der Variabilität ab. Das Hauptziel besteht darin, Prozesse durch die systematische Beseitigung von Fehlern zu verbessern, bis sie nahezu perfekt sind, ohne dabei angrenzende Prozesse zu beeinträchtigen. Six Sigma basiert im Wesentlichen auf dem DMAIC-Zyklus. DMAIC steht für «Definieren, Messen, Analysieren, Verbessern und Kontrollieren». Weitere Elemente von Six Sigma sind:
- Voice of Customer (VOC): Strikte Ausrichtung der Prozesse auf den Kundennutzen.
- Voice of Process (VOP): Kennen der Limitationen interner Prozesse.
- Statistische Prozesskontrolle (SPC): Verwendung statistischer Methoden zur Überwachung und Steuerung eines Prozesses mittels rigorosen Datenmessungen.
- Versuchsplanung (DOE): Methode zur Identifizierung der Variablen, die den grössten Einfluss auf das Gesamtergebnis haben.
- Ursachenanalyse: Technik zur Identifizierung der Hauptursache eines Fehlers oder Problems.
Bei Six Sigma geht es um Präzision, Genauigkeit und vor allem um die Reduzierung der Variabilität in jedem Prozess. Die Einführung von Six Sigma ist nicht in jedem Fall sinnvoll und es empfiehlt sich in jedem Fall eine Beratung durch ausgewiesene Experten.
- Lean Six Sigma
Lean Six Sigma ist die Symbiose der Methoden Lean und Six Sigma. Sie zielt darauf ab, Verschwendung zu eliminieren (Lean) und Prozessvariabilität zu reduzieren (Six Sigma), um sicherzustellen, dass der Prozess so effizient und effektiv wie nur möglich ist. Durch die Kombination von Werkzeugen und Techniken aus beiden Ansätzen bietet Lean Six Sigma ein umfassendes Instrumentarium für Organisationen, welche operative Exzellenz erreichen möchten.
Die Vorteile der Kombination beider Philosophien sind:
- schnellere Verbesserungen (Quick-Wins)
- erhöhte Prozessstabilität
- verbesserte Kundenzufriedenheit
Lean Six Sigma bietet einen ausgewogenen Ansatz, der sich sowohl auf Prozessgeschwindigkeit als auch auf Genauigkeit konzentriert. Dies stellt sicher, dass Organisationen Produkte nicht nur schnell, sondern auch in höchster Qualität produzieren.
Fazit: Wir wissen nun, dass sich Lean mit seinen Prinzipien auf die Reduzierung von Verschwendung und die Verbesserung des Flusses konzentriert, während Six Sigma darauf abzielt, Fehler zu eliminieren und die Variabilität zu reduzieren. Lean Six Sigma bietet wiederum die Möglichkeit, beide Philosophien zu kombinieren. Das Verständnis und die Umsetzung dieser Strategien können für jede Organisation, die nach operativer Exzellenz strebt, einen Wendepunkt darstellen und einen enormen Beitrag zur Kostensenkung und/oder Umsatzsteigerung leisten. Wichtig: Damit Sie keine gut funktionierenden Prozesse beschädigen, sollten Sie die Methoden zur Prozessoptimierung nur mit Unterstützung von Experten implementieren.
Prozessoptimierung
Sascha Huber
Partner
Weitere Blog-Beiträge
30. April 2024
Viele Fragen - und einige Antworten zum Thema Investition in ein Start-up als KMU
Als KMU-Unternehmer ein Angel Investor? Aus eigener Erfahrung; ja das geht! Als Angel Investor hat man die einzigartige Chance, Start-ups zu unterstützen und gleichzeitig von potenziell hohen Renditen zu profitieren. Die Rolle geht weit über das blosse Investieren von Geld hinaus. Man agiert als Mentor, Netzwerker und Unterstützer für aufstrebende Unternehmer. Jedoch gilt es als Investor Einiges zu beachten:
10. September 2024
Frühe Nachfolgeregelung: Der Schlüssel zum langfristigen Unternehmenserfolg
Die Regelung der Unternehmensnachfolge ist eines der sensibelsten und zugleich bedeutendsten Themen für Unternehmer. Dennoch wird sie oft aufgeschoben – bis es schon fast zu spät ist. Wir erleben immer wieder, wie fehlende oder unzureichende Nachfolgeplanung nicht nur den Fortbestand von Unternehmen, sondern auch deren Wert und die Motivation der Mitarbeitenden gefährden kann. Die rechtzeitige und sorgfältige Vorbereitung einer Nachfolgeregelung ist daher essenziell und sollte weitaus früher beginnen, als viele Unternehmer es vermuten.
29. August 2023
5 Methoden zur Prozessoptimierung und Operational Excellence
Im ersten Beitrag zum Thema Prozessoptimierung haben wir einen Überblick darüber gegeben, welche gängigen Tools eingesetzt werden, um Effizienz und Produktivität zu steigern. Jetzt möchten wir näher auf die ersten 5 Methoden eingehen und ihre Eigenheiten und Unterschiede hervorheben.