03. November 2023
Warum ist der Entscheid loszulassen so schwierig und so kritisch
Jeder geht anders mit Entscheidungen um: es gibt Menschen, die entscheidungsfreudig sind und andere, die es nicht sind. Dabei muss jeder für sich selbst die passende Art und Weise finden. Je nach Entscheidung ist jedoch die Tragweite enorm unterschiedlich und die Konsequenzen fallen anders aus.
«Je mehr wir auf die lange Bank schieben, desto kürzer wird sie (Ernst Ferstl)»
Befasst man sich mit dem Entscheid der Nachfolgeregelung und damit, in welche Hände das eigene Unternehmen gegeben werden soll, gilt es einiges zu beachten. Nachstehend Fragen, die man sich stellen sollte:
- An welchem Punkt stehe ich persönlich im Leben? Ist es eine Phase, in der ich mir nochmals etwas Neues wünsche? Möchte ich Verantwortung abgeben oder das Vermächtnis sichern? Was möchte ich wirklich und was sind meine Ziele und Bedürfnisse? Um diese Fragen beantworten zu können, ist ehrliche Selbstreflexion von Nöten – und diese fällt uns bisweilen schwer. Vertrautes und Gewohntes gibt uns Sicherheit, ebenso klare Strukturen und Aufgaben. Diese Komfortzone zu verlassen, loszulassen und klare Entscheidungen zu treffen, benötigt Mut.
- An welchem Punkt befindet sich mein Unternehmen? Ist es in einer kritischen Phase? Braucht es Investoren, um auf die nächste Flughöhe zu kommen oder ist es etabliert und derzeit erfolgreich? Hierbei muss sich auch die Frage gestellt werden, ob man die richtige Person ist, um die nächsten, wichtigen Veränderungen und Entscheidungen anzustossen.
- Wie sieht meine Familiensituation aus? Gibt es bereits jetzt Reibungen in Zusammenhang mit der Unternehmensführung? Arbeiten Familienmitglieder im Betrieb mit? Besteht Nachfolgeinteresse innerhalb der Familie? Soll das Unternehmen familienintern oder extern weitergegeben werden? Transparenz, eine offene Kommunikation und eine genaue Situationsanalyse sind hier matchentscheidend, um familieninterne Konflikte zu vermeiden.
Diese Fragestellungen sind nur ein Anstoss und stellen keine abschliessende Liste dar. Sie zeigen jedoch auf, dass wir uns auf unterschiedlichen Ebenen mit uns, unserer angestrebten Zukunft und derjenigen des Unternehmens auseinandersetzen sollten, wenn wir nachhaltige Entscheidungen treffen möchten.
Die Antworten und Lösungsmöglichkeiten sind dabei mindestens so vielfältig wie die Fragen und hier kommen wir auf den Punkt: Ich muss mich früh genug mit diesen Themen beschäftigen, um für mich, das Unternehmen und alle Beteiligten den richtigen Entscheid zu fällen. Denn dieser Prozess braucht den nötigen Raum, um sich manifestieren zu können.
Die Gefahr besteht allerdings, dass man sich in den Fragen und möglichen Antworten verliert und aufgrund dessen sogar nötige Entscheidungen aufschiebt. Um hier wieder ein klares Bild zeichnen zu können, benötigt es gegebenenfalls jemanden, der unterstützend zur Seite steht und wieder Struktur und Dynamik in den Entscheidungsprozess bringt.
Zusammenfassend: Es ist wichtig, einen Nachfolgeprozess frühzeitig zu starten – gedanklich, aber auch prozessual. Für gewöhnlich dauert es länger als man es sich eingestehen möchte, um sich und das Unternehmen für eine Übergabe vorzubereiten und den passenden Nachfolger zu finden. Deshalb unser Tipp: Schieben Sie es nicht auf die lange Bank!
Fabienne Nadler
Partnerin
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