21. November 2023
Warum ist der Return on Investment für KMU so wichtig?
Die meisten KMU werden bei ihrer Gründung mit wenig Eigenkapital ausgestattet. Gewinne werden grösstenteils von der Gesellschaft einbehalten, um die Eigenkapitalbasis zu stärken und mittelfristig unabhängig von den sehr restriktiven Bankfinanzierungen zu werden.
Jede Unternehmerin bzw. jeder Unternehmer hat sich schon darüber geärgert, wie bürokratisch und unnachvollziehbar die Kreditgesuche bei vielen Banken behandelt werden. Dabei entsteht der nachvollziehbare Wunsch bei den Investitionsentscheidungen unabhängig von einer Bank agieren zu können. Ergo werden Kreditlinien möglichst klein gehalten und Hypothekarschulden oder Maschinen-Leasingverpflichtungen kontinuierlich getilgt.
Daraus resultiert oft ein praktisch schuldenfreies KMU, welches eine hohe betrieblich nicht notwendige Liquidität vor sich herschiebt. Neue Investitionen werden in dieser Ausgangslage oft ausschliesslich auf ihren betrieblichen Nutzen hin geprüft, die Kapitalkosten hingegen gar nicht berücksichtigt. Das Geld ist zwar vorhanden, bringt das Unternehmen jedoch nicht weiter, wenn es lediglich auf dem Konto liegt.
So sinnvoll diese Sichtweise für die operative Weiterentwicklung des KMU ist, so gefährlich ist sie also für den Fortbestand des Unternehmens. Denn die Ignoranz von Kapitalkosten befeuert die Tendenz wünschbare Investitionen zu tätigen, ohne die Konkurrenzfähigkeit des eigenen Betriebes zu hinterfragen. Man schreibt sowieso nach wie vor positive Zahlen.
Legt man den Investitionen jedoch die Kapitalkosten des Marktes zugrunde, stellt man oftmals fest, dass ohne die Subvention der Firma mittels Gratiskapital schon seit Jahren Verluste geschrieben werden würden. Das KMU lebt von der Substanz, ohne es zu bemerken.
Als Folge daraus werden betriebswirtschaftliche Probleme jahrelang nicht erkannt und bei einer Verschlechterung der Marktsituation mit rückläufigen Preisen reicht die ungenügende Profitabilität nicht mehr aus, um schwarze Zahlen zu schreiben. In dieser Situation fallen verdeckte betriebswirtschaftliche Probleme, problematische Marktverhältnisse und mangelhafte, operative Prozesse zeitlich zusammen. Ein toxischer Cocktail ist gemixt, der oft nur durch einen externen Sanierungsspezialisten zu entgiften ist.
Sollte die Inhaberin bzw. der Inhaber zusätzlich nicht mehr die Energie haben diese Herausforderungen zu bewältigen, kommt allenfalls auch die Frage der Nachfolgeregelung ins Spiel. Die Unternehmensbewertung, welche zwangsläufig die Kapitalkosten berücksichtigt, kann in dieser Situation nur enttäuschen, eine vorgängige Sanierung wird unerlässlich.
Fazit: Es gehört zu den vordringlichsten Aufgaben der Unternehmensführung den Renditeerwartungen aller Investitionen, die echten Kosten inklusive Kapitalkosten gegenüberzustellen. Wird dies vernachlässigt, werden interne Probleme möglicherweise jahrelang nicht erkannt und das Unternehmen letztendlich in seinem Fortbestand gefährdet.
René K. Voser
Managing Partner
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