
24. Juli 2023
Wann ist ein KMU unverkaufbar und wie kommt es dazu
Es befindet sich seit Jahrzehnten in Familienhand und ist organisch gewachsen. Seine Organisationsstruktur ist enorm flach, Stellvertretungsregelungen existieren oft nicht, im Bedarfsfall springt der Inhaber selber ein oder verteilt die Arbeit auf die Personen, welche dies am besten können oder wollen. Der Patron entscheidet selbst kleinste Details sehr schnell aufgrund seiner Erfahrung. Prozesse werden durch den Firmeninhaber ad-hoc angepasst, Leerläufe werden dadurch oft vermieden. Aufgrund seiner Machtposition als Geschäftsführer, Verwaltungsrat und Hauptaktionär wird sein Führungsanspruch nicht hinterfragt.
In einem solchen Mikrokosmos verbleiben eher Mitarbeiter, welche eine klare Führung wollen, sowie eine flache und unkomplizierte Weisungsstruktur schätzen.
Der ambitiöse Mitarbeiter, welcher selbst eine klare Führungsposition anstrebt, wird diese woanders suchen.
Damit konzentrieren sich Arbeitsprozesse, Entscheidungen und Strategie zwangsläufig immer mehr beim kontrollierenden, operativen Hauptaktionär. Er kann deshalb eigentlich nur durch einen gleich handelnden und denkenden Nachfolger ersetzt werden.
Erkennt ein Käufer diese Konzentration auf den alten Patron, wird er die Organisation und Führung komplett umkrempeln. Er wird seine steigenden Kosten budgetieren und diese in die Kaufpreisbewertung einfliessen lassen.
Gleichzeitig wird ein möglicher Nachfolger, welcher bisher in grösseren Betrieben gearbeitet hat, Schwierigkeiten mit einer solchen Struktur haben.
Einer der absoluten Konkurrenzvorteile des Unternehmens, nämlich schlanke, effiziente und kostengünstige Prozesse, werden kurzfristig eingebüsst.
Zumeist wird in diesen KMU eisern gespart, weshalb diese einerseits zwar oft schuldenfrei sind und andererseits notwendige Investitionen z.B. in den Maschinenpark aufgeschoben worden sind.
Bei dem notwendigen Umbau des Unternehmens fallen somit Margenverschlechterung durch Einführung einer personenunabhängigen Organisationsstruktur, Investitionen in die Modernisierung des Betriebs und ein erhöhter Bedarf an freiem Cashflow zur Schuldentilgung des Käufers zeitlich unmittelbar zusammen. Eine aussichtslose Situation, welche schwierige Gespräche mit den finanzierenden Banken nach sich zieht.
Ein erfahrener, erfolgreicher Patron lässt sich nur sehr schwer ersetzen, denn seine typischen Eigenschaften entwickeln sich meist erst in der Phase als selbständiger Unternehmer. Als solcher erkennt er eine solche Organisationsstruktur bei einem allfälligen Target sofort und wird sich als Bieter eher defensiv verhalten.
Der klassische Manager wird ebenfalls die Hände von einem solchen Unternehmen lassen, denn ihn wird die einhergehende Margenverschlechterung durch die Implementierung einer stabilen Organisationsmatrix abschrecken.
Damit bleibt eigentlich nur der Typus Träumer, welcher sich in ein solches Abenteuer stürzt. Die Erfahrung zeigt leider, dass der einer solchen Nachfolgeregelung folgende Absturz des KMU in der Regel nicht lange auf sich warten lässt.
«Der Inhaber, welcher eine nachhaltige Nachfolgeregelung für sein KMU mit seinen Mitarbeitern anstrebt, ist deshalb gut beraten, sich rechtzeitig externe Unterstützung zu holen. Damit können die einzelnen Schritte gut geplant werden und ein allfälliger Käufer findet eine attraktive Ausgangslage vor. »

René K. Voser
Managing Partner
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